Save You (Maxton Hall, #2)

?James?, kr?chze ich.

Er schüttelt den Kopf. ?Nein, du hast recht. Ich … ich h?tte nicht herkommen sollen.?

Ohne ein weiteres Wort dreht er sich um und l?uft die Treppe nach unten. Er durchquert schnellen Schrittes unseren Vorgarten, bis er bei dem kleinen Holztor angekommen ist. Er ?ffnet es, tritt hindurch und sieht mich dann noch einmal an. Seine Augen sind glasig, als würden Tr?nen in ihnen stehen – ob das an meinen Worten oder aber am schneidenden Wind liegt, wei? ich nicht. Bevor ich etwas sagen kann, dreht er sich um und geht.

James

Die bunten Lichter des Clubs tanzen im Takt über die Gesichter meiner Freunde, w?hrend der Bass des Songs in meinen Ohren wummert und meinen ganzen K?rper erschüttert.

Ich sitze in der Lounge auf einer der bequemen Couches und beobachte Alistair, Kesh und Cyril dabei, wie sie nicht weit von mir entfernt mit einer Gruppe von M?dchen tanzen. Wren ist ebenfalls sitzen geblieben. Ich glaube, die Jungs haben einen Blick in mein Gesicht geworfen und beschlossen, dass ich an diesem Abend nicht allein gelassen werden darf. Als w?re ich ein verdammtes Kleinkind.

?Alles klar, Mann??, brüllt Wren unvermittelt in mein Ohr.

Ich ziehe eine Augenbraue in die H?he. Normalerweise ist Wren der Letzte, der über Gefühle sprechen m?chte. Im Gegenteil. Wir haben beide das Verdr?ngen von Problemen schon seit Jahren perfektioniert. Es ist einer der Gründe, warum wir beste Freunde sind.

?Guck nicht so. Ich mache mir nur Sorgen um dich.?

Ich verstehe ihn kaum, aber sein Blick sagt eigentlich schon alles. Als ich vorhin den Club betreten habe, war allen klar, dass etwas passiert sein muss. Cyril hat mir, ohne ein Wort zu sagen, ein Glas Gin Tonic in die Hand gedrückt, das ich auch jetzt, eine gute Stunde sp?ter, noch nicht angerührt habe. Das Verlangen, es in einem Zug auszutrinken, ist gro?. Vielleicht würden dann endlich Rubys Worte verstummen, die sich wie in Dauerschleife in meinem Kopf wiederholen.

Es ist nicht mein Job, dich glücklich zu machen, verdammt!

Ich kann ihre Wut verstehen – sie hat jedes Recht dazu, mich anzuschreien. Zu ihr zu fahren war eine Art Kurzschlussreaktion, die ich mir im Nachhinein selbst nicht erkl?ren kann.

Ich hasse diese Situation. Ich hasse, dass ich an jenem Mittwoch nicht zu ihr gefahren bin, sondern zu Cyril, und es vergeht kein Tag, an dem ich mir nicht eine Zeitmaschine wünsche, um alles, was geschehen ist, rückg?ngig zu machen. Denn w?hrend ich mit Ruby h?tte reden k?nnen, haben meine Freunde und ich immer nach einem Motto gelebt: so schnell wie m?glich vergessen, koste es, was es wolle.

Ich wende den Blick von Wren ab und starre auf mein Glas. Die dr?hnende Musik reicht nicht, um meine Gedanken verstummen zu lassen, und einen Moment lang ringe ich mit mir. Ich sehe zu den anderen. Cyril und Alistair tanzen mit zwei M?dchen, w?hrend Kesh neben ihnen an einer Wand lehnt und an seinem Drink nippt. Ich überlege kurz, ob ich aufstehen und zu ihnen gehen soll, aber es fühlt sich an, als würden Bleigewichte an meinem K?rper h?ngen. Es kostet mich beinahe alle Kraft, die ich habe, mich nach vorn zu beugen und das Glas unangerührt auf dem kleinen Holztisch vor mir abzustellen.

?Mein ganzes verdammtes Leben geht den Bach runter?, sage ich schlie?lich. Ich wei? nicht, ob Wren mich verstanden hat. Abgesehen davon, dass die Musik ohrenbet?ubend laut ist, hat er auch schon einiges an Alkohol intus. Doch seine dunkelbraunen Augen liegen wachsam auf mir, als ich weiterspreche. ?Und ich kann nichts dagegen tun.?

Anscheinend hat er mich geh?rt, denn er beugt sich ein Stück zu mir, packt meine Schulter und drückt kurz zu. ?Du tust das, was du schon dein Leben lang machst, Mann.?

?Was denn??

Wrens Mundwinkel verziehen sich zu einem grimmigen L?cheln. ?Du machst weiter. Wenn es eins gibt, was ich in den letzten Jahren von dir gelernt habe, dann das.?

Ich schlucke hart.

?Immer wenn ich kurz davorstehe aufzugeben, denke ich daran. In den letzten Tagen hat mir das weitergeholfen?, f?hrt er fort.

Wieder f?llt mein Blick auf das volle Glas Gin Tonic. Ich frage mich, was ?weitermachen? in meinem Fall bedeutet. Ruby vergessen und so tun, als w?re das alles nie passiert? Oder um sie k?mpfen?

?Ich wei?, dass du momentan viel durchmachst, aber jetzt ist es eigentlich dein Job, zu fragen, was in den letzten Tagen bei mir los war?, sagt er.

Wrens Worte lassen mich aufsehen. ?Was??, frage ich verwirrt.

Er erwidert meinen Blick mit gerunzelter Stirn. Letztendlich atmet er ruckartig aus und reibt sich über den Nacken. ?Schon okay. Vergiss es.? Er steht auf und nickt in Richtung der Tanzfl?che, zu unseren Freunden, die in blaues und lilafarbenes Licht getaucht sind. Ihre Bewegungen sind ausgelassen, als h?tten sie keine einzige Sorge auf dieser Welt.

Seit ich denken kann, ist das unser Spezialgebiet. So zu tun, als k?nnte uns nichts und niemand etwas anhaben. Als w?re das Leben nur ein Spiel, in dem nichts von langer Dauer oder Bedeutung ist. In den letzten Wochen habe ich gelernt, dass wir uns einer Illusion hingegeben haben. Jeder ist angreifbar, und jeder hat etwas zu verlieren.

Ich schüttle den Kopf, aber Wren l?sst ein Nein nicht gelten. Er greift nach meiner Hand, zieht mich vom Sofa hoch und auf die Tanzfl?che. Die Jungs jubeln, als sie uns sehen, und ?ffnen den Kreis, damit wir uns zu ihnen stellen k?nnen. Ich versuche eine Weile, mich im Takt zu bewegen, aber es funktioniert nicht.

Ich will mich gerade bei den anderen entschuldigen und verkünden, dass ich doch wieder gehe, als mich jemand von hinten antanzt und einen Arm um meinen Bauch schlingt. Stirnrunzelnd drehe ich mich um – und sehe in Elaine Ellingtons Gesicht.

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