Save You (Maxton Hall, #2)

Ich warte, bis sie weiterspricht.

?Dabei ist mir aufgefallen, dass es noch zu viele Dinge gibt, die zwischen uns ungekl?rt sind. Ich kann so nicht mit einem guten Gefühl ins neue Jahr starten.?

Mein Puls geht in die H?he. Darauf war ich definitiv nicht vorbereitet. Ich muss mich r?uspern. ?Okay.?

Ruby senkt den Blick auf den Pullover in ihrem Scho?. Sie streicht mit der Hand über den Stoff, eine gedankenverlorene Geste. Dann nimmt sie ihn in die Hand und legt ihn auf den kleinen runden Tisch, der zwischen uns steht.

Sie sieht auf, und unsere Blicke treffen sich. Ich kann die verschiedensten Emotionen in ihren Augen erkennen: Trauer. Schmerz. Und nicht zuletzt ein Funke Wut, der gr??er wird, je l?nger ihr Blick auf mir verweilt.

?Ich bin so unfassbar entt?uscht von dir, James?, flüstert sie pl?tzlich.

Meine Brust zieht sich schmerzhaft zusammen. ?Ich wei??, flüstere ich zurück.

Sie schüttelt den Kopf. ?Nein. Du wei?t nicht, wie sich das angefühlt hat. Du hast mir das verdammte Herz rausgerissen. Und ich hasse dich dafür.?

?Ich wei??, wiederhole ich mit belegter Stimme.

Ruby holt tief Luft. ?Aber ich liebe dich auch, und das macht das Ganze so viel schwerer.?

?Ich …? Erst nach ein paar Sekunden realisiere ich, was sie gerade gesagt hat. Sprachlos starre ich sie an.

Doch Ruby spricht einfach weiter, als w?ren ihre Worte nicht bedeutungsvoll gewesen. ?Ich glaube nicht, dass das mit uns jemals funktioniert h?tte. Es war sch?n, auch wenn wir nur diese kurze Zeit miteinander hatten, aber jetzt muss ich …?

?Du liebst mich??, wispere ich.

Ruby zuckt zusammen. Dann setzt sie sich kerzengerade hin. ?Das ?ndert nichts. Die Art, wie du mich behandelt hast … Du hast eine andere geküsst, am Tag nachdem wir miteinander geschlafen haben.?

?Es tut mir so leid, Ruby?, sage ich eindringlich, auch wenn ich wei?, dass meine Worte nicht genug sind.

?Und es ?ndert auch nichts an meinem Vorhaben, das kommende Jahr ohne dich zu beginnen?, f?hrt Ruby fort.

Der Schmerz, den ihre Worte mir bereiten, raubt mir schier den Atem. Ich kenne Ruby. Wenn sie sich ein Ziel gesteckt hat, verfolgt sie es und l?sst sich von niemandem davon abbringen. Sie ist hier, um mit mir abzuschlie?en.

?Das wird nie wieder … Ich werde so etwas nie wieder tun?, sto?e ich atemlos hervor.

?Das hoffe ich für deine n?chste Freundin wirklich sehr.?

Ich merke, wie Panik in mir aufsteigt. ?Es wird keine andere geben, verdammt!?

Sie schüttelt nur den Kopf. ?Das mit uns h?tte doch ohnehin niemals funktioniert, James. Seien wir ehrlich.?

?Wieso sagst du das?? Meine Stimme bebt vor Verzweiflung. ?Natürlich h?tte es das.?

Ruby steht auf und streicht mehrmals mit den H?nden über ihren karierten Rock. ?Ich muss nach Hause, meine Eltern warten.? Sie geht zur Tür, und das Wissen, sie nicht vom Gehen abhalten zu k?nnen, bringt mich beinahe um. Ich starre sie an, unf?hig, mich zu bewegen. Dieser Moment fühlt sich wie ein endgültiger Abschied an, und dafür bin ich nicht bereit. ?Ich brauche einen klaren Schnitt. Kannst du das nachvollziehen??, fragt sie und wirft mir mit der Hand am Türknauf einen Blick über die Schulter zu.

Ich nicke, obwohl alles in meinem K?rper das Gegenteil schreit. ?Ja, das verstehe ich.?

Ruby hat mir bereits so viele Chancen gegeben. Ich wei?, dass ich kein Recht auf eine weitere habe.

?Ich … ich wünsche dir ein frohes neues Jahr, James.? In Rubys Augen spiegelt sich derselbe Schmerz, der meinen K?rper l?hmt.

?Ruby, bitte …?, bringe ich hervor.

Aber sie ?ffnet die Tür und geht.





10


Lydia

Am Montag nach den Weihnachtsferien müssen James und ich wieder in die Schule. Dad sagt, dass es nach knapp einem Monat an der Zeit ist, in den Alltag zurückzukehren. Dabei ist die Situation bei uns zu Hause alles andere als allt?glich. Ohne Mum, die früher eine Brücke nach der anderen zwischen uns gebaut hat, sind die Abendessen mit Dad die reinste Qual. Und auch die Stimmung zwischen James und mir ist noch immer angespannt. Wir reden kaum und gehen uns die meiste Zeit aus dem Weg. Dabei ist normalerweise er die Person, in deren Gesellschaft ich mich am wohlsten fühle.

Jetzt sehen wir beide wortlos aus dem Fenster, w?hrend Percy uns zur Schule f?hrt. Wieder dorthin gehen zu müssen kommt mir wie eine kolossale Zeitverschwendung vor. Schlie?lich wei? ich schon jetzt, dass ich nicht studieren werde, selbst wenn ich die Abschlussprüfungen noch schreiben kann. Wozu also das Ganze?

Nachdem Percy vor dem Eingang der Maxton Hall angehalten hat, f?hrt er die Trennwand runter und dreht sich zu uns um. ?Alles in Ordnung??

Ich nicke wortlos und versuche zu l?cheln. Ich frage mich manchmal, ob ich dabei noch immer so aussehe wie früher. Bevor das alles geschehen ist.

?Wenn irgendetwas sein sollte?, sagt er mit tiefer, ruhiger Stimme, ?ich stehe auf Abruf bereit. Und sollten Reporter aufkreuzen, melden Sie sich beim Rektor. Er wei? Bescheid und sorgt dafür, dass Sie nicht bel?stigt werden.?

Seine Worte klingen beinahe, als h?tte er sie auswendig gelernt.

Ich habe schon l?nger den Verdacht, dass Percy die Sache mit Mum nicht so leicht weggesteckt hat, wie er uns glauben lassen m?chte. Immerhin kannte er sie seit über zwanzig Jahren. Er macht nur noch selten Witze, und manchmal, wenn er sich unbeobachtet fühlt, sieht er so traurig und verloren aus, dass es mir in meinem eigenen Herzen wehtut.

?Alles klar?, sage ich und salutiere mit zwei Fingern an der Stirn.

Immerhin schenkt Percy mir ein müdes L?cheln, bevor er sich an James wendet. ?Passen Sie gut auf Ihre Schwester auf, Mr Beaufort.?

Mona Kasten's books