Save You (Maxton Hall, #2)

Ich wei? nicht, was ich darauf antworten soll. Die Worte klingen bitter, als er sie ausspricht, und ich würde ihm gern widersprechen, andererseits habe ich auch Angst, dass das Gespr?ch dann in eine Richtung geht, für die ich jetzt noch nicht bereit bin. Ich wollte mich entschuldigen, und das habe ich getan. Für mehr habe ich im Moment, glaube ich, nicht die Kraft.

Also schweige ich und trete auf das Gaspedal. Die Stille zwischen uns wird erdrückender, je l?nger sie anh?lt, und irgendwann halte ich es nicht mehr aus und drehe das Radio auf. Die fr?hliche Popmusik, die auf dem Sender l?uft, den Mum immer h?rt, ist ein krasser Gegensatz zu der aufgeladenen Stimmung, die zwischen James und mir herrscht. Zwar verbringen wir den Rest der fünfzehnminütigen Fahrt schweigend, aber ich bin mir James’ Anwesenheit in jeder Sekunde bewusst. Ich h?re sein leises Atmen und spüre, wenn er sich neben mir bewegt. Und obwohl die Heizung nicht hoch eingestellt ist, wird mir warm, wenn ich daran denke, dass ich nur die Hand ausstrecken müsste, um ihn zu berühren.

Ich bin unendlich froh, als wir auf dem alten Industriegel?nde ankommen und ich endlich aus dem Wagen steigen kann. Die kalte Luft fühlt sich wie eine Wohltat an meinen hei?en Wangen an.

?Dort drüben müssen wir rein?, sage ich und deute auf eine Garage, über der ein buntes Schild mit dem Namen des Verleihs angebracht ist. James tritt neben mich, und als wir zusammen losgehen, streife ich mit dem Arm einmal seinen.

Wir tragen beide dicke M?ntel.

Trotzdem fühlt sich die Berührung an wie ein elektrischer Schlag.

M?glichst unauff?llig mache ich einen Schritt zur Seite und eile auf den Seiteneingang der Garage zu. Ich schiebe mich durch die Tür und betrete die kleine Halle.

Ich sehe mich um. Auf der Internetseite sah dieser Laden deutlich einladender aus. Schwaches gelbes Licht beleuchtet gerade einmal das N?tigste, und die Decken sind niedrig und voller Spinnweben. Die verschiedensten elektronischen Ger?te stehen und liegen herum, den meisten Raum nehmen aber die Fotobooths ein, von denen es mindestens zwanzig gibt. Aus kleinen Lautsprechern ert?nen leise Elektrobeats, zu denen ein Mann mit Halbglatze, der hinter einem schmalen Tresen an einem Schreibtisch sitzt, seinen Kopf im Takt hin und her bewegt.

?Einen netten Laden hast du da rausgesucht?, raunt James, doch bevor ich etwas erwidern kann, entdeckt uns der Mann und erhebt sich l?chelnd.

?Du bist bestimmt Ruby?, sagt er, als er auf uns zukommt.

?Genau?, antworte ich mit einem Nicken und ergreife seine ausgestreckte Hand. ?Und das hier ist James.?

Die beiden schlagen ebenfalls ein.

?Ich bin Hank und gebe euch eine kurze Einweisung in die Fotobooth. Kommt ihr einmal rum?? Er macht eine kreisende Handbewegung um den Tresen herum und deutet dann auf eine der Boxen.

?Für diese hier habt ihr euch entschieden, richtig??, fragt er, als wir davor zum Stehen kommen.

Ich nehme das Modell in Augenschein. Die W?nde sind schwarz, der Eingang ist mit einem roten Vorhang abgeh?ngt. An einer Seite ist eine schmale ?ffnung, über der ein beleuchtetes Schild befestigt ist, auf dem ?Fotos? steht. Direkt neben dem Eingang h?ngt eine kleine Tafel, auf der mit wei?em Marker einige Angaben zu den Filtern stehen, die man beim Fotografieren verwenden kann. Die Handlettering-Schrift, die verwendet wurde, ist wundersch?n schn?rkelig.

?Hier würde ich am liebsten noch etwas zu unserer Gala schreiben. Ist das m?glich, Hank??, frage ich und deute auf die kleine Tafel.

Er nickt. ?Ich habe noch irgendwo einen Marker, den ich dir gerne mitgeben kann.?

Ich l?chle ihn an. ?Perfekt, vielen Dank.?

?So, und jetzt zur Erkl?rung: Hier drin ist eine Spiegelreflexkamera eingebaut, die über den Touchscreen ausgel?st wird. Es ist eigentlich ganz leicht, zum Ausl?sen muss man einfach auf das Kamera-Symbol drücken. Dann hat man drei Sekunden Zeit, und das Bild wird geschossen. Danach kann man es mit den Filtern bearbeiten oder – falls es nichts geworden ist – l?schen und ein neues machen.?

Ich schiebe den roten Vorhang ein Stück beiseite und betrachte den Touchscreen. ?Das sieht wirklich kinderleicht aus.?

?Wollt ihr es mal ausprobieren??, fragt Hank mit einem beinahe jungenhaften Grinsen.

Bevor ich verneinen kann, antwortet James: ?Ja, bitte.?

Ich hebe eine Augenbraue, doch er beachtet mich nicht und geht in die Box. Er h?lt den Vorhang auf und sieht mich erwartungsvoll an.

?Worauf wartest du? Rein mit dir!?, sagt Hank neben mir.

Kurzerhand gehe ich in die kleine Kabine und sehe James skeptisch an. Er wiederum betrachtet konzentriert den Touchscreen. ?Wir müssen prüfen, ob alles intakt ist, oder nicht??, fragt er leise.

Es irritiert mich, dass ich nicht selbst daran gedacht habe, sondern zu sehr damit besch?ftigt war, mindestens eine Armesl?nge Abstand zu James zu halten.

?Ruby, du verdeckst die Kamera.?

Ich dr?nge mich mit dem Rücken an der Wand entlang, bis ich hinter James stehe, der auf dem kleinen Hocker vor der Kamera Platz genommen hat.

?Schau mal da rein?, sagt James pl?tzlich und deutet auf das kleine schwarze Loch über dem Touchscreen.

Ich beuge mich zu ihm runter, bis ich über seine Schulter und in die Kamera sehen kann. Jetzt tauche auch ich auf dem Bildschirm auf, doch ich kann mich kaum auf das verschwommene Bild unserer Gesichter konzentrieren.

Eine von James’ Haarstr?hnen kitzelt meine Wange, und sein vertrauter Geruch dringt in meine Nase. In meinem Mantel wird mir pl?tzlich noch viel w?rmer. James neben mir scheint wie erstarrt, ich glaube sogar, dass er aufgeh?rt hat zu atmen. Langsam drehe ich den Kopf und sehe ihn an. Ich bin ihm so nah, dass ich seine Haut mit meinem Mund streifen k?nnte, wenn ich wollte.

In diesem Moment drückt James auf den Ausl?ser.

Das leise Klicken rei?t mich aus meiner Trance, und ich zucke zurück. Schlagartig werde ich mir wieder bewusst, wieso wir eigentlich hier sind – und was ich da gerade fast getan h?tte.

?Scheint alles zu funktionieren?, sagt James, als h?tte er von den Funken, die vor ein paar Sekunden zwischen uns gesprüht haben, nichts gemerkt.

Habe ich mir die Hitze zwischen uns nur eingebildet?

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