Das Spinoza-Problem

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VOORBURG, DEZEMBER 1666


Verehrter Bento,

Simon versprach mir, diesen Brief innerhalb einer Woche an Sie zu schicken, und wenn ich ihm nichts anderes sage, werde ich Sie am späten Vormittag des zwanzigsten Dezember in Voorburg besuchen. Ich habe Ihnen viel zu erzählen und viel von Ihrem Leben zu erfahren. Wie sehr Sie mir gefehlt haben! Ich stand unter einer derart quälenden Überwachung, dass ich es nicht einmal wagte, Simon zu besuchen, um einen Brief an Sie zu übergeben. Sie sollen wissen, dass ich Sie all die Jahre stets im Herzen getragen habe, auch wenn wir voneinander getrennt waren. Kein Tag vergeht, an dem ich Ihr strahlendes Gesicht nicht vor mir sehe und Ihre Stimme nicht in meinen Ohren höre.

Wahrscheinlich wissen Sie, dass Rabbi Mortera nicht allzu lange nach unserem letzten Treffen gestorben ist und dass Ihr Schwager, Rabbi Samuel Casseres, der die Begräbnisfeierlichkeiten zelebrierte, ein paar Wochen danach ebenfalls starb. Ihre Schwester Rebecca wohnt nun allein mit ihrem Sohn Daniel. Er ist nun sechzehn Jahre alt und für das Rabbinat vorgesehen. Ihr Bruder Gabriel, der nun Abraham heißt, ist mittlerweile ein erfolgreicher Kaufmann und reist oft zu Handelsgeschäften nach Barbados.

Ich bin nun Rabbiner. Jawohl, Rabbiner. Und bis vor kurzem war ich der Assistent von Rabbi Aboab, der nun Oberrabbiner ist. In Amsterdam ist neuerdings der Wahnsinn ausgebrochen, und alle sprechen von nichts anderem als von der Ankunft des Messias Sabbatai Zevi. Eigenartigerweise, und das werde ich Ihnen noch genauer erklären, hat dieser Aufwand, der um ihn getrieben wird, es erst ermöglicht, dass ich Sie aufsuchen kann. Auch wenn Rabbi Aboab jeden meiner Schritte peinlich genau überwacht, ist es jetzt nicht mehr von Belang. Ich umarme Sie, und bald werden Sie alles erfahren.

Franco (auch bekannt als Rabbi Benitez)

Bento las Francos Brief ein zweites und dann ein drittes Mal. Bei den unheilverkündenden Worten »nicht mehr von Belang« verzog er das Gesicht. Was hatte das zu bedeuten? Und er verzog abermals das Gesicht bei der Erwähnung des neuen Messias. Sabbatai Zevi war in aller Munde. Erst am Tag zuvor hatte er einen Brief von einem seiner regelmäßigen Korrespondenzpartner, Henry Oldenburg, dem Sekretär der British Royal Society of Science, bekommen, der ihm von der Ankunft des Messias berichtete. Bento holte Oldenburgs Brief hervor und las nochmals den betreffenden Abschnitt.

»In aller Mund ist hier ein Gerücht von der Rückkehr der mehr als 2000 Jahre zerstreut gewesenen Israeliten in ihr Vaterland. Am hiesigen Ort glauben wenige daran, aber viele wünschen es … Ich bin begierig zu erfahren, was die Amsterdamer Juden darüber gehört haben und welchen Eindruck eine so wichtige Nachricht auf sie macht.«

In Gedanken versunken, lief Bento auf und ab. Das Zimmer mit dem gefliesten Fußboden war geräumiger als das in Rijnsburg. Seine beiden Bücherschränke, inzwischen mit über sechzig dicken Bänden gefüllt, nahmen eine der vier Wände ein; sein zerfetzter Kapuzenmantel hing neben den beiden kleinen Fenstern an einer zweiten Wand; und die beiden übrigen Wände waren mit Bordüren von Delfter Kacheln geschmückt, die holländische Künstler mit Windmühlen und etwa einem Dutzend zarter, holländischer Landschaften bemalt hatten. Sein Vermieter Daniel Tydeman, ein Kollegiant und Bewunderer seiner Philosophie, sammelte diese schönen Stücke. Daniels Beharrlichkeit war es zu verdanken gewesen, dass Bento drei Jahre zuvor Rijnsburg verlassen und ein Zimmer in dessen Haus in Voorburg gemietet hatte, einer bezaubernden Stadt, nur drei Kilometer vom Sitz der Regierung in Den Haag entfernt. Darüber hinaus war Voorburg auch die Heimat Christiaan Huygens’, des bedeutenden Astronomen und Spinozas geschätzten Kunden, der Bentos Linsen oftmals rühmte.

Bento schlug sich an die Stirn und murmelte: »Sabbatai Zevi! Das Kommen des Messias! Was für eine Tollheit! Hat eine solche närrische Leichtgläubigkeit denn nie ein Ende?« Es gab nur wenige Dinge, die Bento mehr ärgerten als irrationale numerologische Überzeugungen, und das Jahr 1666 wurde von fantastischen Prophezeiungen geradezu überschwemmt. Viele abergläubische Christen waren lange davon überzeugt gewesen, dass die große Flut 1656 Jahre nach der Schöpfung kommen würde und eine weitere Flut oder ein anderes weltveränderndes Ereignis in diesem Jahr 1656. Als jenes Jahr ohne Zwischenfälle verstrich, übertrugen sie ihre Erwartungen einfach auf das Jahr 1666, ein Jahr, dem wegen einer Bemerkung im Buch der Offenbarung besondere Bedeutung zugemessen wurde, wonach 666 nämlich die Zahl des Tieres war (»… und seine Zahl ist sechshundert und sechsundsechzig …« – Offenbarung 13:18). Deshalb hatten viele das Kommen des Antichristen für das Jahr 666 vorhergesagt. Als diese Vorhersage sich als falsch herausgestellt hatte, hatten Propheten der Letzten Tage das verhängnisvolle Datum weiter nach hinten verschoben, und zwar auf 1666 – ein Glaube, der angesichts der großen Feuersbrunst in London, die sich nur drei Monate davor ereignet hatte, noch plausibler erschien.

Die Juden waren nicht weniger leichtgläubig. Die Messianer, ganz besonders diejenigen unter den Marranen, erwarteten tatsächlich die kurz bevorstehende Ankunft des Messias, der die in alle Winde verstreuten Juden einsammeln und ins Heilige Land zurückführen sollte. Viele sahen in der Ankunft Sabbatai Zevis die Erhörung ihrer Gebete.

Am Freitag, dem Tag, an dem Franco wie vereinbart zu Besuch kommen sollte, wurde Bento anders als sonst vom Lärm des Treibens auf dem Voorburger Marktplatz abgelenkt, der nur dreißig Meter von seinem Zimmer entfernt war. Das war untypisch für Bento – normalerweise konzentrierte er sich ungeachtet des Lärms und der Geschehnisse vor dem Haus auf seine wissenschaftliche Arbeit –, aber diesmal sah er ständig Francos Gesicht vor sich. Nachdem er eine halbe Stunde lang immer wieder dieselbe Seite von Epiktet gelesen hatte, gab er auf, klappte das Buch zu und stellte es wieder in den Bücherschrank. An diesem Morgen gestattete er sich, seinen Tagträumen nachzuhängen.

Er machte das Zimmer sauber, schüttelte die Kissen auf und strich die Decken auf dem Himmelbett glatt. Er trat zurück, bewunderte seine Arbeit und dachte: Eines Tages werde ich in diesem Bett sterben. Ungeduldig erwartete er Francos Ankunft und überlegte, ob es wohl warm genug im Zimmer war. Auch wenn er selbst nicht temperaturempfindlich war, stellte er sich vor, dass Franco nach seiner Reise vermutlich frieren würde. Und so holte er zwei Arme voll Holz vom Stapel hinter dem Haus. Als er ins Haus trat, stolperte er, und alle Holzscheite polterten auf den Boden. Er sammelte sie wieder ein, trug sie in sein Zimmer und hockte sich vor den Kamin, um ein Feuer anzufachen. Daniel Tydeman, der den Lärm der herunterfallenden Holzscheite gehört hatte, klopfte vorsichtig an seine Tür. »Guten Morgen. Ein Feuer? Fühlen Sie sich nicht wohl?«

»Das Feuer ist nicht für mich, Daniel. Ich erwarte einen Besucher aus Amsterdam.«

»Amsterdam? Dann wird er hungrig sein. Ich werde der Huishouder sagen, dass sie Kaffee macht und zum Abendessen eine Portion mehr vorbereitet.«

Bento verbrachte fast den ganzen Vormittag damit, aus dem Fenster zu schauen. Als er Franco um die Mittagszeit erspähte, rannte er freudig nach draußen, schloss ihn in die Arme und führte ihn in sein Zimmer. Sobald die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, trat er zurück und bewunderte Franco, der wie jeder holländische Bürger, der etwas auf sich hielt, mit einem hohen, breitkrempigen Hut, einem langen Mantel, einer bis zum Hals zugeknöpften Jacke mit quadratischem weißen Kragen, Kniebundhosen und Strümpfen gekleidet war. Sein Haar war gebürstet und sein kurzer Bart akkurat gestutzt. Schweigend setzten sich beide auf sein Bett und strahlten einander an.

»Heute schweigen wir wieder«, sagte Bento in dem vertrauten Portugiesisch vergangener Jahre, »aber diesmal weiß ich, warum. Es gibt einfach zu viel zu erzählen.«

»Und große Freude überwältigt oft die Worte«, fügte Franco hinzu.

Ihr kostbares Schweigen wurde von Bentos kurzem Hustenanfall unterbrochen. Der Auswurf, den er in sein Taschentuch spuckte, war gelbbraun gesprenkelt.

»Sie husten wieder, Bento. Sind Sie unpässlich?«

Mit einer Geste wedelte er die Sorgen seines Freundes fort. »Mein Husten und die Verschleimung haben sich in meiner Brust häuslich eingerichtet und bewegen sich nie weit von dort weg. Aber abgesehen davon ist mein Leben angenehm. Im Exil zu sein kommt mir entgegen, und abgesehen von heute natürlich bin ich für meine Einsamkeit dankbar. Und Sie, Franco, oder soll ich Rabbi Franco Benitez zu Ihnen sagen?, Sie sehen so anders aus, so schmuck … so holländisch.«

»Ja, Rabbi Aboab, so kabbalistisch und weltfremd er sonst auch ist, wünscht trotzdem, dass ich mich wie ein normaler Holländer kleide, und er besteht sogar darauf, dass ich mir den Bart stutze. Ich glaube, er zieht es vor, der einzige Jude in der Gemeinde mit Vollbart zu sein.«

»Wie ist es Ihnen überhaupt gelungen, so früh aus Amsterdam hierherzukommen?«

»Ich habe gestern die Trekschuit aus Amsterdam nach Den Haag genommen und bei einer jüdischen Familie übernachtet.«

»Haben Sie Durst? Kaffee?«

»Vielleicht später, aber im Augenblick habe ich nur auf eines Hunger – auf das Gespräch mit Ihnen. Ich möchte von Ihren neuen Schriften und Ihrem neuen Denken erfahren.«

»Ich werde ungezwungener plaudern können, wenn ich mir zunächst etwas von der Seele rede. Eine bestimmte Zeile in Ihrem Brief hat mich sehr betroffen gemacht.« Bento ging an seinen Schreibtisch, holte Francos Brief und überflog ihn. »Hier steht es: ›Auch wenn Rabbi Aboab jeden meiner Schritte peinlich genau überwacht, ist es jetzt nicht mehr von Belang.‹ Was ist geschehen, Franco?«

»Was geschehen ist, musste notwendig geschehen – und ich glaube, dass ich Ihren Begriff ›notwendig‹ richtig verwende, dass nämlich das, was geschehen ist, anders nicht hätte geschehen können.«

»Aber was?«

»Sorgen Sie sich nicht, Bento. Diesmal haben wir keine Eile. Wir haben bis zwei Uhr heute Nachmittag Zeit. Dann muss ich die Trekschuit nach Leiden nehmen, wo ich einige jüdische Familien besuchen werde. Wir haben also genügend Zeit, um unsere Lebensgeschichten auszutauschen. Alles wird gesagt werden, und alles wird gut sein, doch Geschichten sollten am besten vom Anfang an erzählt werden und nicht vom Ende her. Sie sehen also, ich mag Geschichten immer noch und halte an meinem Feldzug fest, Sie zu bewegen, mehr Respekt für Geschichten aufzubringen.«

»Ja, ich erinnere mich an Ihre seltsame Bemerkung, dass ich im Innersten meiner Seele Geschichten mag. Nun, dort drüben werden Sie allerdings nicht viele finden …« Bento wies mit dem Arm zum Bücherschrank.

Franco ging hinüber, um Bentos Bibliothek zu inspizieren, und beäugte die Titel der Bücher auf den vier Regalbrettern. »Sie sind wunderschön, Bento. Ich wünschte, ich hätte monatelang Zeit, um hier in Ihren Büchern zu schmökern und mich mit Ihnen darüber zu unterhalten. Aber sieh einer an!« Franco zeigte auf ein Regalbrett. »Was ist das hier vor meinen Augen? Sehe ich hier nicht die größten Geschichtenerzähler aller Zeiten? Ovid, Homer, Vergil? Ich kann förmlich hören, wie sie mir zuflüstern.« Franco legte ein Ohr an die Bücher. »Sie flehen mich an: ›Bitte, bitte lies uns – wir besitzen Weisheit, aber unser humorloser Herr ignoriert uns gänzlich.‹«

Bento lachte laut auf, stand auf und umarmte seinen Freund. »Ach, Franco, Sie fehlen mir. Nur Sie sprechen so mit mir. Alle anderen begegnen dem Weisen von Voorburg mit so viel Ehrfurcht.«

»Ach ja. Und Bento, wir beide wissen, dass der Weise bei dem ehrerbietigen Verhalten, mit welchem man ihm begegnet, in keiner Hinsicht eine Rolle spielt.«

Wiederum schallendes Gelächter von Bento. »Wie können Sie es wagen, den Weisen warten zu lassen? Kommen Sie endlich zu Ihrer Geschichte.«

Franco nahm an Bentos Seite Platz und begann: »Als wir uns zuletzt in Simons Haus trafen, begann ich gerade mein Studium des Talmud und der Thora und war von dem eigentlichen Vorgang der Ausbildung begeistert.«

»›Erquickliches Studium‹ waren Ihre Worte.«

Franco lächelte. »Ja, genau so habe ich es formuliert – aber Ihr Gedächtnis war schon immer überragend. Vor drei oder vier Jahren bat ich den alten Hausbesorger der Synagoge, Abrihim, der kränkelte und dem Tode nah war, mir zu erzählen, auf welche Art er sich an Sie erinnerte, und er gab mir zur Antwort: ›Baruch de Espinoza vergisst nichts. Absolutes Gedächtnis.‹ Ja, ich hatte wirklich Freude am Lernen, und meine Begeisterung und meine Begabung waren so offensichtlich, dass Rabbi Aboab mich bald zu seinem besten Schüler erkor und mein Stipendium verlängerte, so dass ich mich zusätzlich mit den rabbinischen Studien befassen konnte. Davon habe ich Ihnen geschrieben. Haben Sie meinen Brief bekommen?«

Bento nickte. »Ich habe ihn bekommen, aber ich war verwirrt. Eigentlich sogar verblüfft. Nicht von Ihrer Begeisterung am Lernen – das verstehe ich, das ist uns beiden gemeinsam. Aber in Anbetracht Ihrer starken Gefühle über die Gefahren, die Einschränkungen, die Irrationalität der Religion: Warum wollten Sie Rabbiner werden? Warum haben Sie sich den Feinden der Vernunft angeschlossen?«

»Ich habe mich ihnen aus den gleichen Gründen angeschlossen, aus denen Sie ihnen den Rücken gekehrt haben.«

Bento hob die Augenbrauen und lächelte ein wenig, als er begriff.

»Ich glaube, Sie verstehen, was ich meine, Bento. Sie und ich, wir beide wollen das Judentum ändern – Sie von außen und ich von innen!«

»Nein, da muss ich Ihnen widersprechen. Es ist nicht mein Ziel, das Judentum zu ändern. Mein radikaler Universalismus zielt darauf ab, alle Religionen zu beseitigen und eine universelle Religion einzurichten, in welcher alle Menschen danach streben, Glückseligkeit durch das vollkommene Verstehen der Natur zu erlangen. Aber gehen wir später darauf ein. Wenn wir uns zu sehr verzetteln, muss ich zu lange auf Ihre Erklärung warten, weshalb Rabbi Aboabs Überwachung nicht mehr von Bedeutung ist.«

»Nun, nach meinem Studium«, fuhr Franco fort, »ordinierte und segnete er mich und berief mich zu seinem Assistenten. Die ersten drei Jahre lang ging alles gut. Ich nahm an seiner Seite an allen täglichen Gottesdiensten teil und nahm ihm die Last vieler Bar Mitzwas und Heiratszeremonien ab. Bald war sein Vertrauen zu mir so groß, dass er immer mehr Mitglieder der Gemeinde zu mir schickte, die Anleitung und Beratung wünschten. Aber die goldene Periode, die Zeit, als wir Arm in Arm wie Vater und Sohn in die Synagoge gingen, hielt nicht lange an. Dunkle Wolken brauten sich am Horizont zusammen.«

»Wegen der Ankunft Sabbatai Zevis? Rabbi Aboab ist mir als glühender Messianer in Erinnerung.«

»Sogar noch vorher. Es ging bergab, als Rabbi Aboab begann, mich in die Kabbala einzuweisen.«

»Ach ja, natürlich. Und ich stelle mir vor, dass Sie von da an das Studium nicht mehr erquicklich fanden.«

»So ist es. Ich gab mein Bestes, aber meine Gutgläubigkeit wurde bis zum Zerreißen strapaziert. Ich versuchte, mir einzureden, dass dieser Text ein wichtiges, geschichtliches Dokument sei, das ich aufmerksam studieren sollte. Sollte ein Wissenschaftler nicht die Mythologie seiner eigenen Kultur genauso gut kennen wie die anderer Kulturen? Aber dann klingelten Ihre kristallklare Stimme und Ihre pointierte Methode der Kritik an der Thora in meinen Ohren, Bento, und ich war auf die Widersprüchlichkeiten und die dürftig fundierten Prämissen bestens vorbereitet, auf welche die Kabbala sich stützt. Und natürlich behauptete Rabbi Aboab steif und fest, er lehre mich keine Mythologie – er lehre mich Geschichte, Tatsachen, gelebte Wahrheit, das Wort Gottes. So sehr ich mich auch bemühte, mich zu verstellen, trat mein Mangel an Enthusiasmus irgendwann doch zutage. Mit jedem einzelnen Tag schwand sein liebevolles Lächeln ein wenig mehr; er hakte sich nicht mehr unter, wenn wir nebeneinander her gingen; er wurde unnahbarer, enttäuschter. Und als ihm einer meiner Schüler dann berichtete, ich hätte Lurias Beschreibung einer kabbalistischen, kosmischen Schöpfung mit dem Begriff ›Metapher‹ versehen, tadelte er mich in aller Öffentlichkeit und beschnitt meine Aufgaben. Ich glaube, dass er seither Spitzel in alle meine Klassen setzte und Beobachter einsetzte, die ihm von jedem meiner Schritte berichten.«

»Nun verstehe ich auch, weshalb Sie nicht mit Simon in Verbindung treten konnten, um mit mir zu korrespondieren.«

»Ja, obwohl meine Frau kürzlich Simons zwölfseitige holländische Übersetzung einiger Ihrer Gedanken zur Überwindung der Leidenschaften bei ihm abgeholt hat.«

»Ihre Frau? Ich dachte, Sie könnten sich ihr nicht anvertrauen …«

»Erinnern Sie mich später daran, Ihnen davon zu erzählen. Nur Geduld. Wir kommen bald darauf zurück, aber um mit meiner persönlichen Chronologie fortzufahren: Mir machten meine Probleme mit der Kabbala schon genügend Kopfzerbrechen. Aber die wirkliche Krise mit Rabbi Aboab hatte mit dem vorgeblichen Messias Sabbatai Zevi zu tun.«

»Was können Sie mir über ihn erzählen?«

»Ich kann mir denken, dass es lange her ist, seit Sie den Zohar gelesen haben, aber zweifellos werden Sie sich an die Prophezeiungen über das Kommen des Messias erinnern.«

»Ja, ich erinnere mich an mein letztes Gespräch mit Rabbi Mortera, der glaubte, dass die heiligen Texte die Ankunft des Messias genau zu dem Zeitpunkt prophezeiten, als die Juden an ihrem Tiefpunkt angekommen waren. Wir hatten einen unerfreulichen Wortwechsel darüber, als ich ihn fragte: ›Wenn wir tatsächlich die Auserwählten sind, warum müssen wir uns dann erst im tiefsten Tal der Verzweiflung befinden, bevor der Messias kommt?‹ Als ich anmerkte, es habe den Anschein, als sei die Vorstellung eines Messias von Menschen geschaffen, um gegen ihre Hoffnungslosigkeit anzukämpfen, geriet er über meine Unverfrorenheit in Rage, das göttliche Wort in Frage zu stellen.«

»Bento, glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass ich mich nach den guten Zeiten mit Rabbi Mortera zurücksehne? Rabbi Aboab vertritt so extrem messianische Überzeugungen, dass mir Rabbi Mortera im Gegensatz dazu fast schon aufgeklärt erschien. Darüber hinaus haben einige Vorfälle Rabbi Aboabs Eifer noch zusätzlich angestachelt. Erinnern Sie sich an Zohars Prophezeiung des Datums der Geburt des Messias?«

»Ich erinnere mich an neun fünf – den neunten Tag des fünften Monats.«

»Nun, wer hätte das gedacht: Es wird berichtet, dass Sabbatai Zevi am neunten des Av 1626 in Smyrna in der Türkei geboren wurde und dass Nathan, ein Kabbalist aus Gaza, der sein Gönner wurde, ihn im letzten Jahr als den Messias proklamierte. Es wimmelte nur so von Gerüchten über Wunder. Zevi wird eine besondere Ausstrahlung nachgesagt, er ist hochgewachsen wie eine Zeder, sieht sehr gut aus, ist fromm und asketisch. Man erzählt sich, dass er ausgedehnte Fastenzeiten einhält, während derer er die ganze Nacht lang mit melodiöser Stimme Psalmen singt. Überall, wohin er reist, lässt er anscheinend nichts unversucht, die fest verwurzelten rabbinischen Autoritäten anzugreifen und zu bedrohen. Er wurde von den Rabbinern von Smyrna ausgestoßen, weil er es gewagt hatte, den Namen Gottes von der Bima der Synagoge herunter auszusprechen, und von den Rabbinern von Salonica wurde er ausgestoßen, weil er eine Heiratszeremonie mit sich selbst als Bräutigam und mit der Thora als Braut abgehalten hatte. Aber er schien sich am Missfallen der Rabbiner kaum zu stören; er reiste unverdrossen weiter durchs Heilige Land und scharte immer mehr Jünger um sich. Bald fegte die Nachricht von der Ankunft des Messias wie ein Hurrikan durch die gesamte jüdische Welt. Mit eigenen Augen habe ich die Amsterdamer Juden auf den Straßen tanzen sehen, als die Nachricht sie erreichte, und viele haben alle ihre weltlichen Besitztümer verkauft oder verschenkt und sind aufgebrochen, um sich Sabbatai Zevi im Heiligen Land anzuschließen. Und nicht nur die ungebildeten, sondern viele unserer angesehenen Bürger stehen unter seinem Bann – sogar der stets so vorsichtige Isaac Pereira hat sich seines gesamten Vermögens entledigt, ist abgereist und hat sich ihm angeschlossen. Und statt die Menschen wieder zu Verstand zu bringen, zelebriert und verstärkt Rabbi Aboab die Begeisterung für diesen Mann fast bis zur Hysterie. Und das ungeachtet der Tatsache, dass viele Rabbiner im Heiligen Land Sabbatai Zevi mit einem Cherem bedrohen.«

Bento schloss die Augen, hielt sich beide Hände an den Kopf und stöhnte: »Die Narren, die Narren.«

»Warten Sie. Das Schlimmste kommt noch. Vor ungefähr drei Wochen kam ein Reisender aus dem Osten zu uns und berichtete, dass der osmanische Sultan wegen der Horden von Juden, die in den Osten strömten, um sich dem Messias anzuschließen, so ungehalten war, dass er Sabbatai Zevi in seinen Palast befahl und ihn vor die Wahl stellte, entweder den Märtyrertod zu sterben oder zum Islam zu konvertieren. Und was glauben Sie, wofür Sabbatai Zevi sich entschieden hat? Der Messias beschloss auf der Stelle, Muslim zu werden!«

»Er konvertierte zum Islam! Und damit ist nun alles erledigt?« Bentos Miene drückte Überraschung aus. »Einfach so? Die Hysterie mit dem Messias ist also vorbei?«

»Könnte man meinen. Man könnte glauben, dass alle Jünger des Messias eingesehen hätten, dass sie hinters Licht geführt wurden. Aber weit gefehlt – vielmehr haben Nathan und andere seine Jünger davon überzeugt, dass seine Konversion Teil des göttlichen Plans war, und Hunderte, vielleicht Tausende von Juden folgten seinem Beispiel und traten ebenfalls zum Islam über.«

»Und wie ging es dann mit Ihnen und Rabbi Aboab weiter?«

»Ich konnte nicht mehr an mich halten und drängte meine Gemeinde in aller Öffentlichkeit, sich wieder zu besinnen, aufzuhören, ihre Häuser und Besitztümer zu verkaufen, und mindestens ein Jahr mit ihrer Emigration ins Heilige Land zu warten. Rabbi Aboab war außer sich. Er hat mich nun suspendiert und droht mir mit einem Cherem.«

»Cherem? Cherem? Franco, ich muss eine Beobachtung nach Art von Franco loswerden – das habe ich immerhin von Ihnen gelernt.«

»Und welche?« Franco sah Bento interessiert an.

»Ihre Worte und Ihre Melodie passen nicht zusammen.«

»Meine Worte und meine Melodie?«

»Sie beschreiben so ungeheuerliche Vorfälle – dass Rabbi Aboab Sie in aller Öffentlichkeit tadelte, Ihnen seine Zuneigung entzog, Beobachter auf Sie ansetzte, Ihre Freiheit beschränkte und nun mit einem Cherem droht. Aber in Ihrem Gesicht erkenne ich keine Verzweiflung, in Ihren Worten keine Furcht. Tatsächlich kommen Sie mir – ja, wie eigentlich vor? Fast beschwingt. Woher nehmen Sie diese Unbeschwertheit?«

»Sie haben richtig beobachtet, Bento. Obwohl: Hätten wir vor einem Monat miteinander gesprochen, wäre ich wohl nicht so unbeschwert gewesen. Aber erst kürzlich kam mir eine Lösung in den Sinn. Ich bin entschlossen zu emigrieren! Mindestens fünfundzwanzig jüdische Familien, die an meine Art glauben, ein jüdisches Leben zu führen, werden in drei Wochen mit mir aufbrechen und in die Neue Welt auf die holländische Insel Curaçao segeln. Dort werden wir unsere eigene Synagoge errichten und unser eigenes religiöses Leben führen. Gestern besuchte ich zwei Familien in Den Haag, die vor zwei Jahren Rabbi Aboabs Gemeinde verließen, und sie werden uns höchstwahrscheinlich begleiten. Heute Abend hoffe ich, zwei weitere Familien dafür zu gewinnen.«

»Curaçao? Das ist ja eine halbe Welt entfernt!«

»Glauben Sie mir, Bento, auch wenn ich voller Hoffnung bin, was unsere Zukunft in der Neuen Welt angeht, so schmerzt es mich gleichzeitig sehr, wenn ich daran denke, Sie vielleicht niemals wiederzusehen. Gestern auf der Fahrt mit der Trekschuit gab ich mich Tagträumen hin, und das nicht zum ersten Mal, dass Sie uns in der Neuen Welt besuchen kämen und sich dann vielleicht entschlössen, als unser Weiser und Gelehrter bei uns zu bleiben. Aber ich weiß, dass das nur ein Traum ist. Sie husten, und Ihre allgemeine Verfassung sagt mir, dass Sie die Reise nicht antreten können, und Ihre Zufriedenheit mit Ihrem Leben sagt mir, dass Sie sie nicht antreten werden.«

Bento stand auf und wanderte im Zimmer herum. »Ich bin zu betrübt, um stillsitzen zu können. Auch wenn wir uns gezwungenermaßen nur selten treffen, so ist Ihre Anwesenheit in meinem Leben doch essenziell. Der Gedanke an einen Abschied für immer erschüttert mich so sehr, es ist ein solcher Verlust für mich, dass ich keine Worte finde, darüber zu sprechen. Und gleichzeitig ergeben sich aus meiner Zuneigung zu Ihnen andere Gedanken. Die Gefahren! Wie werden Sie leben? Gibt es nicht schon Juden und eine Synagoge in Curaçao? Wie werden sie Sie aufnehmen?«

»Die Juden haben seit jeher mit der Gefahr gelebt. Wir wurden schon immer unterdrückt – wenn nicht von Christen oder Muslimen, dann von unseren eigenen Ältesten. Amsterdam ist der einzige Ort in der Alten Welt, der uns einen gewissen Grad an Freiheit bietet, aber viele sehen das Ende dieser Freiheit nahen. Eine Vielzahl von Feinden gewinnt an Stärke: Der Krieg mit den Engländern ist vorüber, aber höchstwahrscheinlich nur für kurze Zeit. Ludwig der Vierzehnte bedroht uns, und unsere eigene liberale Regierung wird den holländischen Oraniern, die eine Monarchie gründen wollen, nicht mehr lange widerstehen können. Teilen Sie diese Sorgen denn nicht auch, Bento?«

»Ja! Sogar so sehr, dass ich meine Arbeit an der Ethik unterbrochen habe und nun ein Buch über meine theologischen und politischen Ansichten schreibe. Religiöse Autoritäten haben einen Einfluss auf die regierenden Instanzen und mischen sich inzwischen so sehr in die Politik ein, dass ihnen Einhalt geboten werden muss. Wir müssen zusehen, dass Religion und Politik getrennt bleiben.«

»Erzählen Sie mir mehr von Ihrem neuen Projekt, Bento.«

»Vieles davon ist ein altes Projekt. Erinnern Sie sich an die biblische Kritik, die ich Ihnen und Jacob erläutert habe?«

»Wort für Wort.«

»Das bringe ich jetzt zu Papier und werde alle diese Argumente und noch so viel mehr einbringen, dass jeder vernunftbegabte Mensch zwangsläufig die göttlichen Quellen der Heiligen Schrift anzweifeln und schließlich anerkennen muss, dass alles im Einklang mit den allgemein gültigen Gesetzen der Natur geschieht.«

»Sie werden also genau diese Ideen veröffentlichen, die Ihnen den Cherem eingebracht haben?«

»Lassen Sie uns später darüber sprechen. Befassen wir uns im Augenblick mit Ihren Plänen, Franco. Dieses Thema ist drängender.«

»Unsere Gruppe gelangte immer mehr zu der Überzeugung, dass unsere einzige Hoffnung in der Neuen Welt liegt. Eines unserer Mitglieder – er ist Kaufmann – war schon dort. Er hat sich Ländereien angesehen und ein Grundstück ausgewählt, das wir von der Niederländischen Westindischen Gesellschaft gekauft haben. Und ja, Sie haben Recht: Es gibt schon eine eingeführte jüdische Gemeinde in Curaçao. Aber wir werden auf der anderen Seite der Insel auf unserem eigenen Land leben, wir werden lernen, Landwirtschaft zu betreiben, und wir werden eine andere Art von jüdischer Gemeinde ins Leben rufen.«

»Und Ihre Familie? Wie reagiert sie auf diesen Schritt?«

»Meine Frau Sarah ist damit einverstanden, aber nur unter bestimmten Bedingungen.«

»Unter bestimmten Bedingungen? Kann eine jüdische Frau denn Bedingungen stellen? Welche Bedingungen?«

»Sarah hat einen starken Willen. Sie will nur mitkommen, wenn ich ihr Anliegen ernst nehme, die Art und Weise zu ändern, wie Frauen im Judentum angesehen und behandelt werden.«

»Ich kann nicht glauben, was ich da höre. Wie sehen wir Frauen denn an? So einen Unsinn habe ich noch nie gehört.«

»Sie bat mich, genau dieses Thema mit Ihnen zu diskutieren.«

»Sie haben mit ihr über mich gesprochen? Ich dachte, Sie müssten Ihren Kontakt zu mir sogar vor ihr geheim halten?«

»Sie hat sich verändert. Wir haben uns verändert. Wir haben keine Geheimnisse voreinander. Darf ich Ihnen ihre Worte übermitteln?«

Bento nickte vorsichtig.

Franco räusperte sich und sprach in einem höheren Tonfall: »Herr Spinoza, stimmen Sie zu, dass ausschließlich Frauen in jeder Hinsicht als minderwertige Geschöpfe behandelt werden? In der Synagoge müssen wir von den Männern getrennt und auf schlechteren Plätzen sitzen und …«

»Sarah«, unterbrach Bento und wechselte sofort zum Rollenspiel, »natürlich werdet ihr Frauen und eure begierigen Blicke von uns getrennt gesetzt. Ist es denn richtig, dass Männer von Gott abgelenkt werden?«

»Ich kenne ihre Antwort genau«, sagte Franco und fuhr fort, mit ihrer Stimmlage zu sprechen: »Sie meinen, dass Männer wie Tiere ständig brünstig sind und schon allein die Anwesenheit einer Frau ihnen den Verstand raubt – die Anwesenheit derselben Frau, neben der sie jede Nacht liegen? Und allein der Anblick unserer Gesichter wird ihre Liebe zu Gott vertreiben? Können Sie sich vorstellen, wie wir uns dabei fühlen?«

»O törichtes Weib – natürlich müssen Sie unseren Blicken entzogen sein! Die Anwesenheit Ihrer verführerischen Blicke und Ihrer wedelnden Fächer sowie Ihre seichten Bemerkungen schaden jeglicher religiöser Kontemplation.«

»Weil Männer also schwach sind und nicht konzentriert bleiben können, ist es die Schuld der Frau und nicht deren Schuld? Mein Gatte sagt mir, dass Sie behaupten, an sich sei nichts gut oder schlecht, sondern es sei der Geist, der es dazu macht. Stimmt das nicht?«

Bento nickte widerwillig.

»Dann ist es vielleicht der Geist des Mannes, der korrigiert werden muss. Vielleicht sollten die Männer Scheuklappen wie die Maulesel tragen, statt von den Frauen zu verlangen, einen Schleier zu tragen! Haben Sie mein Anliegen verstanden, oder soll ich fortfahren?«

Bento setzte zu einer ausführlichen Antwort an, hielt dann aber inne, schüttelte den Kopf und sagte: »Sprechen Sie weiter.«

»Wir Frauen werden wie Gefangene im Haus gehalten, erhalten niemals Unterricht in der holländischen Sprache und haben daher nur begrenzte Möglichkeiten, einzukaufen oder uns mit anderen zu unterhalten. Wir tragen die Last einer ungleich verteilten Arbeit in der Familie, während Männer die meiste Zeit des Tages herumsitzen und über Themen des Talmud debattieren. Die Rabbiner weigern sich in aller Öffentlichkeit, uns zu bilden, und sagen, wir hätten eine geringere Intelligenz, und wenn sie uns die Thora lehrten, würden sie uns nur Unsinn lehren, weil wir Frauen deren Komplexität niemals begreifen könnten.«

»In diesem einen Fall stimme ich dem Rabbiner zu. Glauben Sie tatsächlich, dass Frauen und Männer die gleiche Intelligenz besitzen?«

»Fragen Sie meinen Gatten. Er steht direkt neben Ihnen. Fragen Sie ihn, ob ich nicht genauso schnell lerne und genauso umfassend verstehe wie er.«

Bento deutete mit dem Kinn zu Franco, der lächelte und sagte: »Sie spricht die Wahrheit, Bento. Sie lernt und versteht genauso schnell, vielleicht sogar noch schneller als ich. Und Sie kennen noch eine Frau wie sie. Denken Sie an die junge Frau, die Sie in Latein unterrichtete und die Sie selbst als Wunderkind bezeichnet haben. Sarah glaubt sogar, dass Frauen auch zu den Minjan gezählt und aufgerufen werden sollten, um von der Bima zu lesen, und dass sie sogar Rabbiner werden sollten.«

»Von der Bima lesen? Rabbiner werden? Das ist nicht zu fassen! Wenn Frauen in der Lage wären, die Macht zu teilen, könnten wir uns in der Geschichte umsehen und viele solcher Beispiele finden. Aber es sind keine zu finden, keine Beispiele, dass Frauen auf Augenhöhe mit Männern regiert hätten, und keine Beispiele, dass Frauen über Männer regiert hätten. Wir können daraus nur schließen, dass Frauen eine inhärente Schwäche besitzen.«

Franco schüttelte den Kopf. »Sarah würde sagen – und da muss ich ihr zustimmen –, dass Ihr Beweis überhaupt kein Beweis ist. Der Grund, dass es keine Teilung der Macht gibt, liegt …«

Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihre Diskussion, und die Haushälterin trat mit einem Tablett ein, das mit Essen beladen war. »Herr Spinoza, darf ich auftragen?«

Bento nickte, und sie begann, Geschirr mit dampfenden Speisen auf Bentos Tisch zu stellen. Er wandte sich an Franco. »Sie fragt, ob wir Lust auf einen Imbiss haben. Wir können hier im Zimmer essen.«

Franco sah Bento verblüfft an und antwortete auf Portugiesisch: »Bento, wie können Sie auch nur im Entferntesten auf die Idee kommen, dass ich diese Speisen mit Ihnen teile? Haben Sie schon vergessen? Ich bin Rabbiner!«





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